Verein Schmöckwitzer Wassersportler e.V.

Bilder und Berichte 2010

20 Stunden-Wettfahrt auf dem Müggelsee

bei herrlichstem Sonnenschein „bestückten“ Christian und ich den R 370, um für die anstehende 20 Stunden-Wettfahrt auf dem Müggel gerüstet zu sein. Schubkarrenweise karrten wir Proviant, Kocher, Brennstoffe und Klamotten an Bord. Olaf machte sich schon lustig, ich solle den Clipper nicht mit der Qualle verwechseln. Bis zur letzten Minute unserer Abreise war nicht klar, mit wem Christian und ich die kommenden 30 Stunden verbringen werden, mussten wir doch zumindest 3 Besatzungsmitglieder sein, wobei uns Jörg absagte und Andreas wegen Krankheit einen Tag zuvor seine Teilnahme in Frage stellte.

Aber wir ließen uns nicht entmutigen und bereiteten alles vor. Und siehe da, da kam der erlösende Anruf von Andreas. Ja, er wird mitsegeln. Gegen 10.30 Uhr machten wir uns über den Gosener Kanal auf den Weg zum Müggelsee. Schon hierbei trafen wir auf unsere „Konkurrenz“. Den Mast stellten wir noch vor dem Müggelsee, wobei uns jedoch das Kabel unserer Beleuchtung abriss. Noch einmal den Mast legen? Eigentlich zu wenig Zeit. Auf eine Mastleiter spekulierend, entschlossen wir uns, zum Verein zu motoren und hatten Glück. Andreas nahm uns hier in Empfang. Gemeinsam übten wir Schadensbegrenzung und Flickten das Kabel.

Die Jantar 411 mit Angelika, Thomas und Eiko hingegen war über Köpenick ganz offensichtlich schneller mit der Überführung als wir und lag schon fest am Kopfsteg der SGaM. Entspannterweise genossen sie an Land ein gepflegtes Bier und aßen Grillsteak. Unser Paparazzo, Harald war mit Karin auch schon da.

Nach der Steuermannsbesprechung gegen 14 Uhr, auf der noch Preise des letzten Jahres – auch an Thomas und Crew - vergeben wurden, gingen wir um 15 Uhr mit dem ersten Start auf die Regattabahn. Die Startlinie war medienwirksam vor den Kopfsteg der SGaM gelegt. So waren viele Anwesende Zeugen einer kleinen Massenkarambolage.

Ich saß unten in der Plicht, machte die Zeitansagen. 20 Sekunden vor dem Startsignal rufen Christian und Andreas „Raum“. Doch C 661 gibt keinen Raum. Plötzlich sehe ich aus meiner Perspektive einen anderen Jollenkreuzer auf uns zukommen, reflexartig reiße ich die Backskiste auf, greife mir einen Fender und halte ihn rechtzeitig zwischen die sich dann reibenden Boote. Eine Kettenreaktion nimmt ihren Lauf, Chaos bricht aus, Gebrüll ertönt und zu alledem fällt noch eine Bö auf das Startfeld ein, die die Situation und Übersichtslosigkeit verschärft. Da werden wir auch noch im hinteren Bereich auf der Steuerbordseite von B10 gerammt. Das Starsignal war in diesem Augenblick die unwichtigste Kleinigkeit auf dieser Welt. Wahrscheinlich für alle Boote in diesem Startfeld…

Doch die nächste kleine Bootsberührung sollte nicht lange auf sich warten lassen. An der Wendemarke in Rangsdorf berührten wir uns beim Runden kurz und sachte am Heck mit einer International 28. Es ist jedoch nix passiert, kein Protest.

In den ersten Runden ging es bei herrlichstem Wetter mit viel Sonne und leichten westlichen Winden nur verhältnismäßig langsam voran, bis dann kurz vor Sonnenuntergang der Wind dann völlig ausblieb. Der Wetterbericht sagte in der Nacht einen über Süd nach Südost drehenden zugleich zunehmenden Wind vorher, der dann jedoch auch wieder nach Südwest zurückdrehen sollte. Mit den letzten Sonnenstrahlen kochten wir uns bei Flaute frischen Kaffee und Tee, zogen uns unsere Klamotten für die Nacht an. Das Deck fing an, zu beschlagen.

Nun sollte die Nacht kommen und mit ihr hoffentlich der irgendwann vielleicht zunehmende Wind. Jeder döste mal ein wenig vor sich her, aber keiner machte eine richtige Schlafpause. So gegen 23 Uhr verspürten wir Hunger, entschlossen uns, das Erascorant zu eröffnen. Bei einem herrlich orangen vollen Mond servierten wir uns Geschnetzeltes Züricher Art und Ravioli.

Und plötzlich ein Lüftchen. Ein Lüftchen, das mehr wurde und dann mit knapp 3 Windstärken aus E-SE die Nacht bis in die frühen Morgenstunden durchwehte. Das Zurückdrehen des Windes blieb jedoch aus. Es ist sehr beeindruckend wie die sehr unterschiedlich, teils völlig falsch beleuchteten Yachten leise ihre Runden ziehen, wie man sich auch in der Dunkelheit mit der Konkurrenz misst und gegenseitig belauert. Später, so etwa gegen 6/7 Uhr am Sonntagmorgen versiegte der Wind. Flaute und so benötigten wir für eine 8,5 Kilometer lange Bahn etwa 1,5 Stunden. Die Müdigkeit schlug zu, die Dösereien nahmen zu und wurden intensiver. Glücklicherweise wurde es langsam wieder hell. Grau in Grau startete der Tag - ein Kaffee musste her und wurde prompt frisch gebrüht. Die Kuh lag frisch gemolken in der Bilge.

Erst später sahen wir das erste Mal unsere Jantar 411 mit den beiden Männern in der Plicht. Angelika schlief den Schlaf der Gerechten. Uns verließ offensichtlich der Gerechtigkeitsphilosoph, als sich uns R 704 näherte, sich bewusst jedoch nicht nachvollziehbar in unsere Leeposition begab, obwohl der Weg zu seiner Wendemarke ein anderer, kollisionsfreier gewesen wäre, er also hätte hinter uns mit ein wenig anluven direkt zur Tonne kommen können, und Andreas mit kaum Fahrt im Schiff deshalb ein extremes Ausweichmanöver einleiten musste, so dass sich R704 unseren Großbaum in seine Wanten verhakte und plötzlich beide Boote standen. Glücklicherweise ist uns allen auch hier nix passiert, also weiter ging die müde Jagd.

Und da war sie auch fast schon vorbei, die 61. 20 Stunden Wettfahrt auf dem Müggelsee. In unserer vorletzten Runde waren wir trotz Flaute einfach zu schnell und so mussten wir noch eine sich ewig lang gefühlte letzte Runde antreten und waren erst so gegen 11/11.30 Uhr wieder an der Pier. Rasch noch ein entspannter Klönschnack und dann schnell den Mast gelegt, ab nach Hause. Viele Segler, denen wir auf dem Weg dorthin begegneten, wünschten uns eine gute Nacht. Mit dem Ausgleicher 20er Jollenkreuzer „Sailer“ von WLS wollte die Wettfahrt einfach nicht enden. Mit ihm lieferten wir uns bis auf den letzten Metern selbst auf dem Heimweg noch ein Rennen in die ersehnte Koje.

Zum krönenden Abschluss dann die Schüttung von oben. Die, von der wir in der Nacht verschont geblieben sind schlug nun erbarmungslos zu. Alles wurde nun nass. Aber egal, mit 13 Runden von R370 und 12 Runden unserer Jantar waren wir dabei!

Euer
Patrick
Berlin-Weißensee, 01.06.2010

Weitere Bilder gibt es hier



Zurück zur Übersicht