Verein Schmöckwitzer Wassersportler e.V.

Bilder und Berichte 2020

Aufkranen oder der „Längste Regen Berlins“

Unsere Jollen und Jollenkreuzer stehen seit dem 24.10.2020 in der trockenen Halle und schon am vergangenen Donnerstag schliff Christian voller Vorfreude das Deck seines 20er Jollenkreuzers an, während wir Kielbootfahrer an diesem Tag aufgeregt hin und her liefen, die letzten Erledigungen vor dem Aufkranen erledigten. Standesgemäß war der harte Kern schon zugegen, genoss die letzten ungezwungenen Herbststunden im VSW. Dauerregen sollte uns am nächsten Tag des Kranens erwarten. Als alter Zweckoptimist, verkaufte ich diesen maximal als wiederkehrende Schauer. Für unsere Verhältnisse ging jeder für sich relativ früh in die Koje. Der Kran kommt immer sehr früh…

Aber so früh? Um 0515 stand Olli mit seinem großen gelben Gefährt, das mit Ballast und Co. 200 Tonnen heben kann, vor unserem Tor, stellte glücklicherweise den dumpfen Diesel ab. Bis 0600 konnte ich den Ofen anheizen und noch ein wenig dösen. Und: Der Regen war auch schon da…

Gegen 0615 brummte der Diesel wieder und der Kran schob sich über das Vereinsgelände zur Slipbahn. Die Nacht war nun also definitiv verstrichen. Kaffee kochen, aufstehen, Katzenwäsche, Kampfanzug See angezogen und ab zur Slipbahn. Die üblichen Verdächtigen waren gut gelaunt. Trotz des Regens, trotz der Bedecktheit und der mangelnden Aussicht auf Sonnenschein. Aber dafür war es relativ mild, der Wind wehte leicht aus West/Südwest. Kam für uns also über Land. Wir pallten den Kran auf, weshalb er schon gegen 0700 hubbereit auf unserer Slipbahn lauerte. Nun mussten nur noch die bereits zusammengebaute Traverse und das für einen größeren Aktionsradius erforderliche Ballast via LKW angeliefert werden.

Zwischenzeitlich war es 0750, die wenigen Bootseigner versammelten sich angesichts des dauerhaften Regens nicht vor der Bootshalle, sondern in dieser. Hafenmeister Thomas eröffnete das Event in personeller Minimalbesetzung nebst Desinfektionsmitteln und der Verpflichtung, dauerhaft eine Maske zu tragen. Von Anfang bis Ende.

Um in Ermangelung des Ballasts und der Traverse keine wertvolle Zeit ungenutzt verstreichen zu lassen, holten wir die ersten vier Boote ohne Traverse nur an deren Stropsen aus dem Wasser. Dann erreichte uns wie in einem guten Krimidrehbuch der ersehnte LKW. Umgerüstet den Kran und weiter ging unsere Erfolgsstory. Ein Boot nach dem anderen erreichte sein Winterliegeplatz. Dann wurde nur mit einem Mann Unterstützung das Unterwasserschiff gereinigt, um dann wieder den anderen Mitgliedern zur Verfügung zu stehen. Nur so kamen wir mit minimaler Manpower aus, zudem überließ uns Firma Banzhaf nicht nur seinen Kran als vielmehr auch sein Personal zur Unterstützung.

Größtes Manko des Tages: Der Dauerregen. Nix Schauer. Dauerregen, matschige Wege, nasse Klamotten, spätestens nach der Unterwasserschiffreinigung war alles hin. Die Skeptiker des Vortages sollten Recht behalten. Und das bis in den Samstagvormittag hinein. Katastrophe! Noch bevor das letzte Boot um 1330 in seinem Winterlager angekommen war, gab es zumindest ein Mitglied, welches das offizielle Ende nicht abwarten konnte und bereits zuvor den Verein verlies. Andere wiederrum schafften es auch, noch bevor der Kran abreiste, ihre Winterplane gestellt zu haben. Schade. Abgesprochen war, sich nach seinem Unterwasserschiff den anderen Sportsfreunden unterstützend zur Verfügung zu stellen.

Ansonsten verlief der Tag trotz des Dauerregens erfolgreich. Matte fuhr den wieder instand gesetzten kleinen roten Traktor und Jürgen unterstütze parallel hierzu mit seinem Jeep, um die Trailer flink zum Aufsetzpunkt des Krans zu verholen oder die Trailer nebst Boote im Huckepack an den Winterplatz zu bringen. Nur das Boot von Jörn blieb wunschgemäß im Wasser, er holt es bei einem unserer Nachbarn etwas später raus. In den vielen, vielen Jahren unseres Kranens gab es erstmals eine kleine unplanmäßige Berührung zwischen dem Unterwasserschiff eines Bootes und einer seitlichen Stütze dessen Trailers. Glück im Unglück. Nur die Anstriche scheinen beschädigt und können wieder mit Epoxy ausgebessert werden.

Wieder einmal hatten wir – wie beim Abkranen am 15.05.2020 – Glück gehabt. Lang geplante Termine mit der Firma Banzhaf und das Land Berlin lockert oder verschärft prompt die Coronaeinschränkungen. Man muss auch mal Glück haben. Aber in seinem neuesten VSW Newsletter aus den Abendstunden des Tages des Aufkranens avisierte uns der Vorstand die eventuell durch das Land Berlin zu erwartenden Schließungen von Sportstätten und somit unseres Vereins. Insofern sollten wir unsere Boote schnell abschließend winterfest machen. Dies in der Hoffnung, dass wir diesen Winter dennoch die Gelegenheit erhalten, erforderliche Arbeiten an unseren Booten zu leisten und somit deren Verfall auszuschließen. Die undifferenzierte Schließung unserer Vereine scheint nicht nachvollziehbar, stößt nicht zwangsläufig auf Akzeptanz. Insbesondere, weil wir diese Arbeiten ohnehin ganz allein und somit kontaktlos realisieren. Schon im Frühjahr ging diesbezüglich nix, weshalb solch wiederholte Schließungen eine existenzielle Gefahr für unsere Boote darstellen.

Egal was kommen mag, stehen die Termine 2021 bereits fest und sollten bei der Urlaubsplanung berücksichtigt werden:

27.03.2021, Samstag – Abkranen, Abslippen, Trailer einlagern
23.10.2021, Samstag – Trailer auslagern, Aufslippen
30.10.2021, Samstag – Aufkranen

In Vorfreude auf das Licht am Ende des Tunnels:

Euer
Patrick
Berlin Weißensee, 31.10.2020

PS: Angesichts des Dauerregens ist die Anzahl und die Auswahl der Bilder wirklich sehr eingeschränkt.

Aktualisierung vom 01.11.2020:

Es liegt der erste Entwurf des Regattakalenders unseres Reviers Dahme vor. Demnach scheint die Planung des Absegelns 2021 auf Samstag, den 23.10.2021, zu fallen. Warum das Absegeln erst so spät terminiert wird, ist bislang unklar. Sollten sich diese Zeichen manifestieren, plant der Hafenmeister das Aufslippen für Sonntag, den 24.10.2021.

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