Verein Schmöckwitzer Wassersportler e.V.

Berichte und Bilder von Fahrten

Wismar – Wonderful Kopenhavn – Warnemünde

los ging es am Samstag, den 08.05.2010, gegen 11.30 Uhr vom Alten Hafen der Hansestadt Wismar. Unser Zuhause für die kommenden 9 Tage war der Stagsegelschoner Qualle. Aber um richtig durchstarten zu können, mussten wir zunächst noch ein wenig Diesel bunkern. Der war vom ewigen Heizen des Schiffes zur Neige gegangen. Die Lebensmittel und Getränke hatten Katrin und ich alle samt einen Tag zuvor eingekauft. Das war eine Buckelei…

Insgesamt waren wir beim Ablegen 8 Leute, inklusive Berni, unserem Skipper. Alle samt sind es Wiederholungstäter, das heißt sie waren schon mal mit an Bord und sollten wissen, wo und wie es langgeht. Ich führ wieder mal als Bootsmann mit und mimte das „Mädchen für Alles“.

Bei schwachen Nordwinden mit starker Bewölkung machten wir uns also auf den Weg nach Gedser (Danmark), unserem ersten Etappenziel. Nach etwa der Hälfte unseres 50 Seemeilen langen Trips setzten wir die dänische Gastlandsflagge – Willkommen im Land der Olsenbande! Gegen 20.45 Uhr lagen wir fest im Fischereihafen.

Am nächsten Morgen wurden wir schon früh von einem unfreundlichen, aber deutsch sprechenden Hafenmeister geweckt. Berni zahlte das von einem zum anderen Jahr um mindesten 50 Kronen erhöhte Liegegeld mit einem Nasenrümpfen. In der Nacht drehte der Wind zu unseren Gunsten, wehte nun aus S-SE und wir legten pünktlich 10 Uhr in Richtung Moensklint ab.

Hier hat sich in den letzten Jahren Einiges getan. Offensichtlich schien die Finanz- und Wirtschaftskrise nicht ganz spurlos an Danmark vorüber gezogen zu sein. Viele Ferienhäuser im Hafen standen zum Verkauf, das Haus mit dem Fischlokal war verwahrlost. Dafür wurde gegenüber ein Fischhandel mit Softiceverkauf neu errichtet. Einzige Konstanten: der Sparmarkt, der Hotdogstand in Richtung Strand und der Bankomat im Weißen Haus.

Naja und dann auf zum großen Sprung. Wieder 50 Seemeilen standen auf der Tagesordnung mit dem Ziel der Königlichen Hauptstadt Danmarks, Wonderful Kopenhavn. Bei noch immer vielen Wolken durchsetzt mit ganz wenigen Sonnenstrahlen und einigen kleinen Schauern erreichten wir gegen 19 Uhr Kopenhagen. Der menschliche Einfluss und der Verkehr, den er hervorruft, fallen auf dem Weg dorthin unweigerlich ins Auge. War man noch soeben an der idyllischen Küste des Kreidefelsens der Insel Moen, so wurden wir nun von riesigen Schiffen überholt, mussten an Verkehrstrennungsgebieten – den Autobahnen der Weltmeere – vorbei, sahen die riesige Brücke, die Danmark mit Schweden über Malmö verbindet, die beeindruckenden Windräder. Dann kurz vor den Toren Kopenhagens flogen nur ein kleines Stück über unsere Mastspitzen fette Jumbojets, die auf dem Hauptstadtflughafen landen sollten. Das ganze wurde dann durch Industrieanlagen und Silos zum Empfang abgerundet.

Das hört sich alles nicht sehr schick an und man könnte denken, Kopenhagen ist eine hässliche Hauptstadt. Nein! Wir liefen dann in den Hafen ein und es zeigten sich neben dem Schloss Amalienborg als Sitz der Königin viele historische Gebäude. Hafenanlagen, die zu ihrer ursprünglichen Nutzung nicht mehr eingesetzt wurden, wurden mit moderner Architektur verbunden und prägen nun das heutige Stadtbild Kopenhagens. Sie sind Theater, Museen und öffentliche Verwaltungsgebäude. Einlaufend lag an den Moorings auf der linken Seite im Hafen die Königsyacht Dannebrog. Die Kleine Meerjungfrau als typisches Wahrzeichen Kopenhagens war hingegen nicht an ihrem Platz. Sie war zu internationalen Ausstellungszwecken „verliehen“.

Am Montag, den 10.05.2010 waren wir dann um 19.40 Uhr im Nyhavn fest und hatten Landstrom. Der Nyhavn befindet sich inmitten des historischen Zentrums von Kopenhagen und bot somit einen optimalen Ausgangspunkt für die Stadterkundungstouren unserer Gäste am nächsten Tag. Der Dienstag war also Hafentag… Berni und ich lagen im Schiff frei nach dem Motto: Jeder Hafentag ist ein verschenkter Segeltag. Nur für jeweils zwei kleine Hotgogs und ein sahniges Softice entfernten wir uns kurzzeitig ein wenig von der Qualle. Da wir so hübsch anzusehen waren und die Einsicht in den Nyhavn so bereicherten, brauchten wir beim Hafenmeister auch nur einen Tag Liegegeld bezahlen. Das nenne ich echt spendabel. Aber vielleicht hatte der Hafenmeister wegen des schlechten Wetters auch nur ein schlechtes Gewissen… Am Mittwoch, den 12.05.2010, legten wir angesichts des ergiebigen Regens erst gegen 14 Uhr ab.

Der Wind wehte uns aus nordöstlichen Richtungen mit einer 3-4 nach Roedvig, wo wir 21.30 Uhr nach 34 Seemeilen wieder fest an der Pier im Fischereihafen lagen. Am nächsten Morgen – der Wind hatte über Nacht auf WNW gedreht - bunkerten wir dann erst einmal Trinkwasser für die kommenden Tage und gingen von Roedvig nach Hesnaes. In der Landabdeckung war die See ruhig und die Mädels kochten, was das Zeug hielt: das Chili für den nächsten Tag und die Süßsauren Eier des heutigen Abends. Und beim Anlegen um 19.50 Uhr geschah es einfach. Unser Gas war leer.

Der Hafenmeister kassierte 130 DK Liegegeld, konnte uns aber auch nicht wirklich helfen, weshalb wir uns schnell unsere fast noch heißen Süßsauren Eier mit verschiedenen Kartoffelvarianten schmecken ließen. Der Abend war gerettet. Für das morgentliche heiße Kaffeewasser boten sich unsere Mädels auf den Nachbarschiffen an oder luden erfolgreich zur Quallebesichtigung ein. Das nächste Tagesziel stand noch am Abendbrottisch fest. Es musste Deutschland sein, wo wir unbedingt Gas bekommen. Denn Hunger macht böse!

Also auf nach Warnemünde. Das Ablegen fand bereits um 9.40 Uhr statt und der Wind meinte es für unsere 40 Seemeilen gut mit uns. Er blies noch immer aus WNW mit 2-3 Windstärken. Eine schnelle Reise, quer durchs Verkehrstrennungsgebiet der Kadetrinne. Mit AIS kann man die großen Pötte sehr gut kalkulieren und entsprechend ausweichen. Und so konnten wir ohne warmen Mittagssnack bereits um 17.40 Uhr im Alten Strom von Warnemünde festmachen und Landstrom ausbringen. Kurz darauf brauchte uns Rosi, ein guter Freund von Berni, frisches Gas zum kochen. Endlich gab es das langersehnte fast fertig gekochte Chili. Zum Absacken besuchten wir noch ein paar urige Bierkneipen an der Meile.

Am Samstagmorgen dann hatte der Wind ordentlich zugelegt - mehr als die Vorhersage prognostiziert hatte. Er wehte nun mit 6-7 aus N-NNE und sorgte für weiße Bäckermützchen auf den stürmischen Wellen. Wir wollten weiter nach Wismar und legten ab, setzten noch in der Mole kleine Segel. Das heißt: kleinen Klüver, Reff im Groß, kein Fisherman, Fock und Stagsegel wie immer. Berni ließ in solcher Situation das Ruder nicht aus der Hand und sah leider vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr, berührte in der Hektik eine Steuerbordtonne. Nix passiert!

Um maximale Höhe, die wir unbedingt brauchten, laufen zu können, drückte die Maschine mit. Wir liefen mit 6-7 Knoten gegenan. Alle hatten Schwimmwesten um und harrten der Dinge, die da noch kommen mögen. Plötzlich klatscht die Qualle mit ihren 60 Tonne gegen einen Wellenberg und fällt anschließend ins tiefe, tiefe Tal. Kein Speed mehr, wir standen. Auf dem Streckbug hätten uns etliche Grad Höhe gefehlt, was wesentlich mehr Wenden bedeutet hätte. In Anbetracht der Wettersituation, der sich abzeichnenden Materialschlacht im Rigg und Rumpf sowie der Sicherheit unserer Gäste entschlossen sich Berni und ich zur Umkehr. Am Tonnenpaar 3 und 4 kehrten wir um. Nach 1,5 Stunden war der Zauber wieder vorbei und wir lagen sicher im Hafen.

Nachtsegeln fiel definitiv aus, da nach Wetterbericht der Wind in der Nacht auch noch zulegen sollte. Berni glaubte nicht daran, hatte sich der Wetterbericht in den letzten Wochen fast täglich vertan. Deshalb standen wir am Sonntag um 6.30 Uhr auf. Der Wind schien weniger geworden zu sein, wehte jetzt jedoch aus West. Für uns fast gegenan. Die Bäckermützchen blieben aus. Schnell entschlossen legten wir nach kurzem Snack um 7.45 Uhr ab und setzten die Segel – diesmal ohne Tonnenberührung.

Doch draußen wieder das gleiche. Da war wohl eher der Wunsch Vater des Gedankens. Nach einer kleinen Weile hatte sich die Frage ob weiter oder nicht von allein geklärt. Denn uns flog das Großsegel um die Ohren, weshalb wir zwangsläufig wieder nach Warnemünde einliefen. Insofern war unser „Frühlingstörn“ in Warnemünde vorbei. Jetzt hieß es „Good bye Qualle, auf nach Berlin!“.

Euer
Patrick
Berlin-Weißensee, 20.05.2010

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